Deutschland sucht – und zwar nicht ein bisschen. Kliniken, Pflegeheime, ambulanter Dienst: Überall ist der Bedarf an qualifizierten Menschen groß, besonders in der Pflege. Wer schon einmal eine Station in der Spät- oder Nachtschicht besucht hat, weiß, wie dünn die Personaldecke mitunter ist. Gleichzeitig gibt es in den Philippinen viele hervorragend ausgebildete Fachkräfte – allen voran Pflegeprofis –, die motiviert sind, in Deutschland Fuß zu fassen. Aber wie bringt man diese beiden Welten fair, rechtssicher und zügig zusammen? Und was genau müssen philippinische Bewerberinnen und Bewerber mitbringen?

Stellen Sie sich den Prozess wie eine Brücke vor: Auf der einen Seite die Qualifikation und Motivation, auf der anderen Seite der deutsche Arbeitsmarkt mit seinem Regelsystem. Dazwischen liegen Pfeiler: Anerkennung, Sprachkompetenz, Visum, und nicht zuletzt faire Anwerbung. Wenn diese Pfeiler stehen, trägt die Brücke – stabil und auf Dauer.

Welche Abschlüsse werden anerkannt?

Pflegefachpersonen (Registered Nurse, BS Nursing): Wer auf den Philippinen einen Bachelor of Science in Nursing abgeschlossen und die RN-Lizenz erworben hat, bringt die Grundlage mit, um in Deutschland als Pflegefachkraft anerkannt zu werden. Allerdings ist der Pflegeberuf reglementiert – das heißt: Es braucht eine formale Gleichwertigkeitsprüfung bei der zuständigen deutschen Anerkennungsbehörde. Ob eine philippinische Hochschule staatlich anerkannt ist, lässt sich über die anabin-Datenbank der ZAB prüfen (Stichwort H+-Status). Das ist keine „Automatik“, aber ein wichtiger Türöffner.

Ärztinnen/Ärzte (MD): Für philippinische Mediziner führt der Weg über Approbation oder – als Zwischenschritt – Berufserlaubnis. Neben der Gleichwertigkeitsprüfung sind in der Regel ein allgemeines Deutschzertifikat (mindestens B2) und die medizinische Fachsprachenprüfung (C1) bei der jeweiligen Landesärztekammer erforderlich.

Weitere Gesundheitsberufe: Physiotherapie, MTA/MTRA, Hebammen etc. können ebenfalls anerkannt werden – jeweils über die zuständige Fachbehörde. Auch hier gilt: Reglementierte Berufe brauchen eine formale Anerkennung, bevor man die geschützte Berufsbezeichnung führen darf.

Dass sich der Einsatz lohnt, zeigen die Daten: Die Bundesagentur für Arbeit stuft Pflege- und Gesundheitsberufe seit Jahren als Engpassbereiche ein – hier werden Fachkräfte besonders dringend gebraucht.

Deutschkenntnisse: Was ist wirklich nötig?

Im Klinik- und Pflegealltag geht es um Sicherheit, Kommunikation, Dokumentation – kurz: um Sprache. Für Pflegefachpersonen ist B2 heute der Standard, wenn es um die volle Berufsanerkennung geht. Viele Anerkennungsstellen nennen B2 ausdrücklich in ihren Merkblättern oder Bescheiden.

Für Ärztinnen und Ärzte liegt die Latte höher: B2 allgemein plus C1 Fachsprache (Fachsprachprüfung) sind inzwischen in den meisten Ländern Voraussetzung für Approbation oder Berufserlaubnis.

Und in der Visa-Phase? Wer zur Anerkennungsmaßnahme (§ 16d AufenthG) nach Deutschland einreist, braucht in der Regel mindestens A2, teils höher – abhängig von Maßnahme und Bundesland. Für Jobsuche per Chancenkarte (§ 20a) werden mindestens A1 Deutsch oder B2 Englisch verlangt. Planen Sie also genügend Zeit für den Spracherwerb ein – B2 erreicht man bei intensivem Lernen häufig in 6–10 Monaten, die Fachsprache wächst danach am schnellsten „on the job“.

Wichtig für das Visum: Botschaften akzeptieren als Nachweis in der Regel nur Zertifikate, die dem ALTE-Standard entsprechen – etwa Goethe, telc, ÖSD oder TestDaF.

Der Weg in der Praxis: Schritt für Schritt

Jede Laufbahn ist anders, aber der „rote Faden“ sieht für Pflegefachkräfte aus den Philippinen häufig so aus:

  1. Unterlagen bündeln & Vorprüfung: Abschluss (Diploma), Transcript of Records, RN-Lizenz, Arbeitszeugnisse, Curriculum – alles in beglaubigter Kopie und mit vereidigter Übersetzung. Parallel prüfen wir, welche Anerkennungsstelle im gewünschten Bundesland zuständig ist (z. B. NRW).
  2. Sprachkurs bis B2 & Prüfung: Kurse in Manila/Cebu oder online; Abschluss mit anerkanntem B2-Zertifikat (Goethe/telc/ÖSD).
  3. Anerkennung beantragen: Die Behörde vergleicht Ausbildung und Praxis mit dem deutschen Referenzberuf. Häufig ergeht ein Defizitbescheid – darin steht, welche Inhalte noch nachzuholen sind (Anpassungslehrgang oder Kenntnisprüfung). Dieser Bescheid reicht oft schon für das Visum.
  4. Arbeitsvertrag & Visum: Zwei praxistaugliche Wege:
    Visum zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen (§ 16d): Einreise zur Durchführung der Ausgleichsmaßnahme.
    Anerkennungspartnerschaft (§ 16d Abs. 3): Mit Arbeitgeberunterstützung in Deutschland arbeiten und parallel anerkennen.
  5. Einreise & Berufseinstieg: Start als „Kraft in Anerkennung“, begleitet durch Anpassungslehrgang/Prüfung und betriebliche Einarbeitung.
  6. Volle Anerkennung & langfristige Perspektive: Nach bestandener Prüfung/abgeschlossener Maßnahme führen Sie die deutsche Berufsbezeichnung – und sind regulär als Fachkraft eingesetzt.

Ärztinnen/Ärzte wählen oft eine Kombination aus Anerkennungsweg (Kenntnisprüfung) und Beschäftigung mit Berufserlaubnis, bis die Approbation erteilt wird; die Fachsprachprüfung C1 ist dabei ein zentrales Etappenziel.

Visums- und Aufenthaltsoptionen – kurz erklärt

  • § 16d AufenthG – Anerkennungs- bzw. Qualifizierungsvisum: Für Ausgleichsmaßnahmen in Deutschland; Sprachlevel i. d. R. ab A2.
  • Anerkennungspartnerschaft: Sie arbeiten bereits (unter Aufsicht) und schließen die Anerkennung mit Arbeitgeberhilfe in Deutschland ab.
  • § 18a/§ 18b AufenthG – Fachkräfte mit Berufs- oder Hochschulabschluss: Nach voller Anerkennung (und ggf. Berufszulassung) können Fachkräfte regulär zur Arbeit einreisen; bei reglementierten Berufen ist die Berufsausübungserlaubnis Pflicht.
  • Chancenkarte (§ 20a): Punktebasierter Aufenthalt zur Jobsuche; für reglementierte Gesundheitsberufe aber nur sinnvoll, wenn man parallel Anerkennung/Lizenz im Blick hat – praktizieren darf man ohne Zulassung nicht.

Fair und rechtssicher rekrutieren: Was für die Philippinen besonders zählt

Wer in den Philippinen rekrutiert, bewegt sich in einem klar regulierten Rahmen: Partner sollten beim Department of Migrant Workers (DMW, ehemals POEA) lizenziert sein. Für den Weg nach Deutschland sind außerdem PEOS/PDOS-Schulungen sowie das OEC (Overseas Employment Certificate) als Ausreisegenehmigung relevant. Seriöse Prozesse vermeiden finanzielle Risiken für Bewerberinnen und Bewerber.

Ein wichtiger Punkt: Die DMW/POEA hat bereits 2016 klargestellt, dass die private Rekrutierung von philippinischen Pflegekräften nach Deutschland außerhalb des Triple-Win-Programms ohne Erhebung von Placement Fees bei den Bewerbern erfolgen muss. Seriöse Agenturen halten sich daran – und Arbeitgeber in Deutschland übernehmen die rekrutierungsbedingten Kosten.

Als Orientierung für faire Verfahren dient in Deutschland zudem das staatliche Gütesiegel „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“ (BMG). Wer nach diesem Standard arbeitet, verpflichtet sich zu transparenten, ethischen Regeln – gut für die Pflegekräfte und die Einrichtungen.

Dokumente & Nachweise: kompakte Checkliste

Für Anerkennung & Visum (Pflege):

  • Diplom/BS Nursing, Transcript, PRC-Lizenz (RN)
  • Arbeitszeugnisse, ggf. detailliertes Curriculum/Syllabus
  • Beglaubigte Übersetzungen
  • B2-Deutsch (Goethe, telc, ÖSD oder TestDaF; ALTE-Standard)
  • Polizeiliches Führungszeugnis (Heimatland) & ärztliche Bescheinigung zur gesundheitlichen Eignung
  • Defizitbescheid bzw. Teilanerkennungsbescheid (falls vorhanden)

Für die philippinische Ausreise (DMW/POEA-Prozess):

  • OEC (Overseas Employment Certificate)
  • Nachweise über PEOS/PDOS
  • Verifizierter Arbeitsvertrag (DMW)

Was erwartet mich nach der Einreise?

Viele starten als „Kraft in Anerkennung“ – mit Plan: Anpassungslehrgang, Praxisanleitung, gezieltes Fachsprach-Training. Arbeitgeber in NRW (z. B. in Köln, Düsseldorf oder Bonn) bieten häufig begleitende Kurse und Tandemprogramme an, damit das Ankommen gelingt. Die Erfahrung zeigt: Wer weiterlernt, die Station kenntnisreich mitträgt und fachsprachlich dranbleibt, schafft den Sprung zur vollen Anerkennung verlässlich.

Typische Stolpersteine – und wie man sie vermeidet

  • Sprachprüfung unterschätzt: B2 reicht auf dem Papier – am Patientenbett hilft jedes Prozent darüber hinaus. Tipp: Fachvokabular (Dokumentation, Übergabe, Prophylaxen) früh üben.
  • Unvollständige Unterlagen: Curricula, Praxisnachweise und Übersetzungen frühzeitig zusammentragen – spart Monate.
  • Falsches Visum gewählt: Wer Ausgleichsmaßnahmen braucht, fährt mit § 16d oder der Anerkennungspartnerschaft besser als mit einem allgemeinen Arbeitsvisum.

Das Triple-Win-Programm von BA/ZAV und GIZ ist ein bewährter, staatlich begleiteter Pfad – inkl. Sprachförderung, Anerkennungs- und Integrationsbegleitung. Neben Triple Win gibt es den individuellen Arbeitgeberweg (direkte Einstellung mit Anerkennungs- bzw. Anerkennungspartnerschafts-Visum). Beide Wege sind legitim; entscheidend ist, dass sie fair und rechtssicher gestaltet werden.

Warum das Thema für alle Seiten Sinn ergibt

Für Einrichtungen schließt internationale Rekrutierung echte Versorgungslücken – nicht als „Notnagel“, sondern als strategische Ergänzung. Für Fachkräfte aus den Philippinen eröffnet sich ein stabiles Arbeitsumfeld mit attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten. Deutschlands Arbeitsmarkt braucht diese Brücke – und wenn sie sauber gebaut ist, trägt sie langfristig. Dass Pflege und Medizin zu den sichtbarsten Engpassbereichen gehören, bestätigt die Arbeitsmarktanalyse der BA Jahr für Jahr.

Wie TalentOrbit unterstützt

Wir begleiten den gesamten Prozess: Vorauswahl und Eignungsgespräche, Sprachaufbau bis B2, Anerkennungsantrag, Visum (§ 16d/Anerkennungspartnerschaft), Einreise und Onboarding – eng verzahnt mit Arbeitgebern in NRW. Unser Anspruch: Null Placement Fees für Kandidatinnen und Kandidaten, transparente Kommunikation und nachhaltige Integration – im Geist des staatlichen Gütesiegels für faire Anwerbung.

Fazit: Der Weg ist machbar – und er lohnt sich

Ja, es gibt Behördenwege, Formulare, Prüfungen. Aber dahinter wartet ein Berufsumfeld, in dem fachliche Qualität zählt – und Menschen. Wenn Qualifikation, Deutsch und Anerkennung zusammenkommen, ist der Schritt von Manila nach Köln, Düsseldorf oder Bonn kein Sprung ins Ungewisse mehr, sondern ein gut geplanter Umzug. Und wie bei jeder Brücke gilt: Mit den richtigen Pfeilern trägt sie nicht nur heute, sondern über Jahre.

Wenn Sie als philippinische Pflegekraft, Ärztin/Arzt oder Angehörige*r eines anderen Gesundheitsberufs in Deutschland durchstarten möchten – melden Sie sich. Wir gehen die Schritte gemeinsam, strukturiert und fair. Wir freuen uns darauf, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten.

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